„Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!“
So lautet der letzte Satz des Psalters. Auffällig ist auch, dass die letzten fünf Psalmen (146-150) alle mit „Halleluja“ (=Lobet den HERRN) beginnen und enden (sie heißen deshalb auch Halleluja-Psalmen). Diese Psalmen sind voll von Gotteslob. Das deutet an, dass der ganze Psalter im Zeichen des Lobgesangs steht. So heißt das hebräische Wort für den Psalter auch „Tehillim“, was so viel bedeutet wie „Lobgesänge“ oder „Preisungen“ (so die Bibelübersetzung „Die Schrift“ von Martin Buber und Franz Rosenzweig). Der ganze Psalter ist also Gotteslob!
Wenn man sich das Buch der Psalmen aber mal genauer anguckt, stellt man fest, dass dort keineswegs nur Lob vorkommt. Im Gegenteil: Ein großer Teil aller Psalmen sind Klagepsalmen. Wir finden Leid, Fragen und Anklagen, Bitten, Schreien und Flehen. Die Beter sind von den Schattenseiten des Lebens gezeichnet. Das macht es umso interessanter, dass an das Ende der Psalmen fünf Lobeshymnen gestellt wurden. Hier wird deutlich: Alles Beten zu Gott, sei es Klagen, Schreien und Flehen, sei es Bitten und Bekennen, sei es Danken, Preisen und Rühmen, all das ist Lob an Gott. Wo ein Mensch sich an Gott wendet, egal ob in Leid und Not oder in Freude und Jubel, da wird Gott verherrlicht.
Kehren wir noch einmal zu Ps 150,6 zurück: Alles, was atmet, soll den HERRN loben. Der Atem lässt uns leben und erhält uns unser Leben, und das Leben ist Gabe Gottes. Lob ist also Freude über das Leben! Das Loben Gottes ist vielleicht auch das, was das Leben in tiefster Hinsicht ausmacht. In der Totenwelt gibt es kein Lob und keinen Dank, so sagen sie Psalmisten (Ps 6,6; 30,10; 88,11; 115,17). Vielleicht lag gerade darin auch die eigentliche Bitterkeit des Todes. Doch der Tod reicht nach alttestamentlicher Vorstellung schon mitten ins Leben hinein. In Verfolgung, Krankheit, Einsamkeit und Not, also immer dort, wo der Gott des Lebens den Beter verlassen zu haben und seine Hilfe fern zu sein scheint (Psalm 22,2), wird der Tod schon mitten im Leben erfahrbar. In solchen Situationen wird geklagt. Doch viele Klagepsalmen enden mit einem Lobpreis (so auch Psalm 22). Dann, wenn der leidende Mensch von Gott aus dem Tod ins Leben zurückgeholt wird, da verwandelt sich die Klage in Lob. Denn Leben ist Loben. Darum: Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!
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