Samstag, 20. Februar 2010

"Du bist mein Gott", Psalm 118, 28



... und mit Gottes Hilfe ist mein erstes Buch im Brunnen-Verlag erschienen:

Filz & Firlefanz - Nähkästchengeplauder zwischen Schürze und Chiffon

Die Titelgeschichte - und damit zurück zum Thema - habe ich dem Drehtag mit Robin auf dem Areal der Kartause Ittingen entliehen. Dort habe ich Psalm 122 gelesen. Und als Einstieg den Vers aus Psalm 62:

"Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft"

einen schönen Sonntag euch!
Silke

Martin Luther

Martin Luther scheibt in seiner Vorrede auf den Psalter:

Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf einem wilden Meer, welches die Sturmwinde von den vier Orten der Welt treiben.
Hier stößt her Furcht und Sorge vor zukünftigem Unfall; dort fähret Grämen her und Traurigkeit von gegenwärtigem Übel.
Hier weht Hoffnung und Vermessenheit von zukünftigem Glück; dort bläset her Sicherheit und Freude in gegenwärtigen Gütern.
Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten......

Was aber ist das meiste im Psalter anders als solch ernstlich Reden in allerlei solchen Sturmwinden?

Wo findet man feinere Worte von Freuden, als die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben?
Da siehest du allen Heiligen ins Herz wie in schöne lustige Gärten, ja wie in den Himmel.....

Wiederum, wo findest du tiefere, kläglichere, jämmerlichere Worte von Traurigkeit als die Klagepsalmen haben?
Da siehest du abermal allen Heiligen ins Herz wie in den Tod, ja wie in die Hölle.....

Und, wie gesagt, ist das Allerbeste, dass sie solche Worte gegenüber Gott und mit Gott reden, welches macht, dass zweifältiger Ernst und Leben in den Worten sind.....

Daher kommt's auch, dass der Psalter aller Heiligen Büchlein ist und ein jeglicher, in welcherlei Sache er ist, Psalmen und Worte drinnen findet, die sich auf seine Sache reimen und ihm so eben sind, als wären sie allein um seinetwillen also gesetzt, dass er sie auch selbst nicht besser setzen noch finden kann noch wünschen mag.

(Martin Luther 1528)

Freitag, 12. Februar 2010

Vernissage Kunsthalle Frauenfeld

Zwei Tage vor Eröffnung kam ein Artikel in der Thurgauer Zeitung, über den wir uns gefreut haben.

Die Vernissage letzten Samstag war ein Erfolg; sehr viele Leute haben Videos angeschaut. Man kann von aussen Videos ankucken, oder in die Kapelle reinsitzen. Von oben kommt dann die Musik, und man kann in den Schubladen nach Räucherwerk stöbern oder auch ein kleines Foto stehlen.

Allerdings - so richtig kommt die Stimmung erst jetzt rüber, wenn nur vereinzelt Leute in die Kunsthalle reinschauen. Fast jedesmal bin ich bisher hingegangen, um in der kleinen Kapelle zu Räuchern und ein paar kleine Kerzen anzuzünden.

Für Leute, welche in Frauenfeld vorbeikommen: Die Öffnungszeiten sind auf der Webseite der Kunsthalle Frauenfeld zu lesen.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Versteck

Mein Versteck und mein Schild bist du
Du bist mein Versteck
wenn ich mich vor mir selbst verstecken möchte
vor meiner Arroganz
meiner Lieblosigkeit
meinem Hochmut

Wenn ich mich schäme
dafür, wie ich zu meinem Nächsten bin
so, als stünde er nicht neben mir
sondern unter mir
abweisend
mich aufwertend
von oben herab

Wenn ich mich selbst nicht leiden mag
meine Reaktionen
mein Handeln
ungeschehen machen möchte
und es nicht kann
und mir die Last aufbürde
mich selbst ablehne
mit mir selbst hadere
Dann verstecke ich mich bei dir
vor meinem Nächsten
vor mir
Auch vor dir?

Ich mache meine Augen zu
ganz fest
doch das Geschehene bleibt da
steht auch jetzt vor mir
lässt meine Gedanken und mein Herz
im Kreis sich drehen
unablässig

Doch hier in meinem Versteck
bist du da
beruhigst mein Herz
bedeckst die Vergangenheit
gibst Ruhe in der Gegenwart
Hoffnung für die Zukunft
Hoffnung für morgen
für den nächsten Schritt
Neubeginn



Mein Versteck und mein Schild bist du
wenn ich mich verkriechen möchte
wenn meine Seele weint
wenn Worte mich treffen
mitten ins Schwarze
dahin, wo es weh tut
richtig weh
Und ich die Maske vor meinem Gesicht
festhalte
damit sie nicht verrutscht
keiner dahinter schauen kann
und ich rede und lache
funktioniere
ganz normal

Und in mir ist
Wut
der Wunsch zurückzuschlagen
zu verletzen
abzuweisen
Und weiß doch
hinter all dem
ist
Schmerz.

Ich verstecke mich bei dir
du bist mein Schild
welches das Draußen abhält
Und hier drin
nur du und ich
halte ich dir diesen Schmerz hin
schaue ihn mit dir zusammen an
berge mich bei dir
du tröstest mich
baust mich wieder auf
ordnest das Chaos
und linderst den Schmerz


Mein Versteck und mein Schild bist du
wenn ich mich müde und leer fühle
wenn ich mich frage
welchen Sinn das alles hat
Wozu?
Warum?
Wenn mein Herz schwer und betrübt in mir schlägt
und der Sinnlosigkeit
einen zermürbenden Rhythmus gibt.

Meine Seele ist unruhig in mir
und ich verstecke mich bei dir
vor dem Sinn
vor der Sinnlosigkeit
Du bist mein Schild
gegen meine eigenen Gedanken
bei dir ist Ruhe
du umfängst meine Seele
nimmst mein verzagtes Herz
in deine gütigen Hände
und gibst mir Sicherheit
einen festen Grund
auf dem ich stehen kann
meine Gedanken aushalten kann
ausharren kann
bis ich verstehen werde


Mein Versteck und mein Schild bist du
und ich sehe
dass nicht ich es bin
die zu dir kommt
sich bei dir versteckt
sich bei dir birgt
Sondern du bist es
Du!
der zu mir kommt
mich umfasst
mein Herz
in seine sanften und barmherzigen Hände nimmt
Du bist es
der mich umgibt
wie ein Versteck

Und dann
wird mein warmes, dunkles Versteck
in dem ich mich barg
hell und weit
wird das Leben
Und ich kann stehen
ich breite meine Arme weit aus
und schließe meine Augen
und atme tief ein
Frieden
Die Tränen in meinen Augen
und meiner Seele
öffnen sich einem Lächeln
auf meinem Gesicht
und dieses Lächeln
zieht wie eine milde Brise
Freude
durch den Schmerz und die Leere
Und ich öffne meine Augen
und sehe
Ich sehe
Dich
Gott meines Lebens



(Psalm 119, 114a)

Montag, 8. Februar 2010

Ein dichterisches Kunstwerk

Dr. Reinhard Deichgräber schreibt in "Lobe...und du lebst":

In Deutschland verbinden wie mit einem Gedicht die Regeln von Rhytmus und Reim. In den Psalmen vermissen wir beides und darum haben wir es schwer, den Text als Dichtung zu erleben und zu würdigen.
Doch eine einfache Beobachtung kann uns weiterhelfen.
Unsere deutschen Gedichte leben vom Klangreim mit seinen unglaublich reichen Möglichkeiten.
So reimen wir "sang" auf "klang, "klein" und "rein", "Herz" und "Scherz" oder auch "saufen" auf "raufen".
Die hebräische Poesie reimt nicht Klänge, sondern Gedanken.
So entsteht die Doppelzeiligkeit, die jedem, der Psalmen betet, so schnell vertraut wird, der "Parallelismus der Glieder", wie Wissenschaftler diese Kunstform nennen.

Dabei wird derselbe Gedanke zweimal, jedoch mit verschiedenen Worten ausgedrückt:

Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
(Psalm 34, 2)

Manchmal bringt das zweite Glied einen zusätzlichen Gesichtspunkt ein:

Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
(Psalm 103, 2)

Auch eine gegensätzliche Formulierung kann vorkommen:

Reiche müssen darben und hungern;
aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel
an irgendeinem Gut.
(Psalm 34,11)

Die wiederholende Redeweise bringt es mit sich, dass der Gedankengang nur langsam voranschreitet.
Er geht mehr in die Tiefe als in die Ferne, und die beiden parallelen Aussagen interpretieren sich wechselseitig.
Wer sich auf diese Kunstform geduldig einlässt, wer ihre Schönheit gerade auch durch lautes Lesen zum Klingen bringt, wird irgendwann die Tragkraft spüren, die in dieser zunächst fremden Redeweise liegt und sich ihr gerne anvertrauen.

Freitag, 5. Februar 2010

Ausstellung in der Kunsthalle Frauenfeld

Ab 6. Februar Ausstellung "Menschenbilder" in der Kunsthalle Frauenfeld

In zwei Blöcken, vom 6.-21. Februar und vom 27. Februar bis 14. März findet die Gruppenausstellung zum Thema Menschenbilder statt. Mein Beitrag ist das Thema Hildegard von Bingen, die filmische Umsetzung mehrerer Lieder von Gregorianischem Gesang, zwei Liedern der Hildegard und einem Chorlied von Guillaume Du Fay. Öffnungszeiten auf der Webseite der Kunsthalle Frauenfeld.

Am Samstag, 20. Februar gibts Glühmost, und wir schauen die Filme in der Kunsthalle an. Später besteht die Möglichkeit, im Cinemaluna Frauenfed noch den Film Vision gemeinsam anzukucken.