Martin Luther scheibt in seiner Vorrede auf den Psalter:Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf einem wilden Meer, welches die Sturmwinde von den vier Orten der Welt treiben.
Hier stößt her Furcht und Sorge vor zukünftigem Unfall; dort fähret Grämen her und Traurigkeit von gegenwärtigem Übel.
Hier weht Hoffnung und Vermessenheit von zukünftigem Glück; dort bläset her Sicherheit und Freude in gegenwärtigen Gütern.
Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten......
Was aber ist das meiste im Psalter anders als solch ernstlich Reden in allerlei solchen Sturmwinden?
Wo findet man feinere Worte von Freuden, als die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben?
Da siehest du allen Heiligen ins Herz wie in schöne lustige Gärten, ja wie in den Himmel.....
Wiederum, wo findest du tiefere, kläglichere, jämmerlichere Worte von Traurigkeit als die Klagepsalmen haben?
Da siehest du abermal allen Heiligen ins Herz wie in den Tod, ja wie in die Hölle.....
Und, wie gesagt, ist das Allerbeste, dass sie solche Worte gegenüber Gott und mit Gott reden, welches macht, dass zweifältiger Ernst und Leben in den Worten sind.....
Daher kommt's auch, dass der Psalter aller Heiligen Büchlein ist und ein jeglicher, in welcherlei Sache er ist, Psalmen und Worte drinnen findet, die sich auf seine Sache reimen und ihm so eben sind, als wären sie allein um seinetwillen also gesetzt, dass er sie auch selbst nicht besser setzen noch finden kann noch wünschen mag.
(Martin Luther 1528)